Reißkofel: Jenseits von AfrikaBergtourentipp im "Standard" vom 12./13. Oktober 2019
Von Uwe Grinzinger
Kärntner Knautschzone
Geologisch gesehen ist das Gailtal die Knautschzone zweier Kontinental-platten. Vereinfacht gesagt treffen sich hier Afrika (südlich des Gailtales) und Europa (nördlich davon). Da die beiden Platten aneinander vorbei-schrammen, ereignen sich ums Gailtal immer wieder Erdbeben. 1348 fiel deswegen etwa ein guter Teil der Reißkofel-Südflanke in sich zusammen.
Kolossaler Kalkbrösel
Dieser Reißkofel in Kärnten ist nichts anderes als ein kolossaler Reibungs-verlust. Denn während der Alpenfaltung schoben sich Kalkschichten nach Norden über den Alpenhauptkamm. Jenseits kamen sie zu liegen und bilden heute die Nördlichen Kalkalpen.
Manchen Kalkpaketen ging jedoch schon zuvor die Puste aus: Wie über-
dimensionale Gesteinsbrösel blieben sie auf dem Weg nach Norden hängen – so auch der Reißkofel. Das erklärt, warum sein Silikatsockel heute ein Kalkhäubchen trägt.
Jenseits von Afrika
Eine abenteuerliche, anspruchsvolle Route führt direkt durch die Südflanke hinauf auf den Reißkofel. Mit dem Abstieg über den Ostgrat und das Köfeletörl ergibt sich eine feine Rundtour für erfahrene Berggeher.
Bewunderswert ist dabei einerseits, wie geschickt sich die Steige durch die eindrucksvolle Felsszenerie schwindeln. Andererseits aber auch der Felszackenwald der Karnischen und Julischen Alpen am südlichen Horizont.
Also, geologisch gesehen: der Blick von Europa auf den afrikanischen Kontinent vis-à-vis.
Wir wussten es schon immer: "Jenseits von Afrika" kann ganz schön kitschig sein.
Mehr Infos zu dieser Bergtour gibt's hier:
